Donnerstag, 6. November 2008


Vorschau: Abenteuer Wissen am 26.11.2008

Abenteuer Wissen

Fluch der bunten Plastikwelt

Eine Welt ohne "Plaste und Elaste" ist heute völlig undenkbar. Kunststoff war eine der größten Errungenschaften der Menschheit, in Ost und West Symbol des Fortschritts nach dem zweiten Weltkrieg, aber schon in den Siebzigern auch Inbegriff von Konsumwahn und Wegwerfgesellschaft. Ausgerechnet seine Hauptvorteile, nämlich Vielseitigkeit und Langlebigkeit, machen Kunststoff heute zu einem Problem von globalen Ausmaßen und mit vielen Facetten. Woraus sollen all die nützlichen Produkte gemacht werden, wenn die Ölreserven versiegen? Und was wird aus den Abfällen, die über Jahrzehnte nicht verrotten?

Umweltalarm - Die Plastikpolizei von Pisa
Die Weltmeere sind zu einer gigantischen Müllkippe verkommen. Allein auf dem Pazifik hat sich ein Abfallteppich von der Größe Mitteleuropas angesammelt, aber auch im Mittelmeer stoßen Forscher in immer mehr verendeten Tieren auf Plastik- oder Gummireste. Unverdauliche Pellets oder Kleinteile, die vorsätzlich illegal entsorgt wurden und knapp unter der Meeresoberfläche treiben, gelten inzwischen als eine der Haupt-Todesursachen bei Seevögeln und einigen Fischarten.

Nun kommt ein internationales Wissenschaftlerteam in Pisa den Umweltsündern mit neuen Analysemethoden auf die Spur - und "Abenteuer Wissen" ist dabei: Die Arbeit der Plastikfahnder von "Ocean Green" beginnt auf See mit dem Sammeln von Meerestieren, und sie endet im Labor.

Bald schon hoffen sie aus den gefundenen Kunststoffresten eine Art chemischen Fingerabdruck zu gewinnen, der den Erzeuger verrät. Lässt sich die tödliche Fracht der Wellen so eindämmen?

Bioboom statt Ölkrise - Neue Rohstoffe für Kunststoffe
Als Nylon, Teflon, Styropor und PVC die Wohnzimmer, Kleiderschränke und Verpackungsanlagen eroberten, war von einer Ölkrise noch nichts zu spüren. Ein filmischer Rückblick in die Nachkriegsgeschichte zeigt, wie unsere moderne Gesellschaft mit Volldampf in die Abhängigkeit vom billigem Plastik düste, aus der es heute kein Zurück mehr gibt.

Doch Kunststoffe werden fast vollständig aus Rohöl-Bestandteilen hergestellt - die billigen Zeiten sind also vorbei. Was tun? Schon lange arbeiten große Chemiefirmen an alternativen Rohstoffen und haben dabei die Natur als Vorbild oder zumindest als Rohstofflieferant entdeckt. PET, PU, PP, sie alle sind chemisch betrachtet Polymere, ebenso wie Cellulose, Stärke oder Kollagen.

Doch vom Naturstoff bis zur Verpackungsfolie, Auto- Innenverkleidung oder CD-Hülle ist es ein weiter Weg. "Abenteuer Wissen" zeigt, wie Forscher es trotzdem schaffen wollen.

Wegschmeißen - und dann?
Es galt bei Kunden und Produzenten lange Zeit als das Hauptargument für Kunststoff: Er hält ewig. Leider auch dann noch, wenn ihn niemand mehr braucht, Jahrzehnte lang. Dabei wird er auf der einen Seite zum Müllproblem und auf der anderen zur vergeudeten Ressource. Recycling wäre eine Lösung, doch wie "Abenteuer Wissen" zeigt, ist dies oft gefährlicher Etikettenschwindel, z.B. wenn in Asien Plastik wahllos eingeschmolzen wird, wobei hoch giftige Substanzen entstehen.

Selbst die fachgerechte Wiederverwertung erfordert bisher den Einsatz gefährlicher Lösungsmittel. Am Fraunhofer Institut wurde nun ein Verfahren entwickelt, das zumindest diese Chemikalien überflüssig macht. Grundsätzlich ist Recycling aber nur begrenzt möglich, mit enormem Aufwand verbunden und hilft nur, wenn konsequent gesammelt wird. Biologisch abbaubare Kunststoffe wären ein Ausweg, stecken aber noch in der Entwicklung.

Bis dahin regiert der Markt, und der treibt bunte Blüten: Weil aus zerschredderten PET-Flaschen in China hergestellte Fleece-Kleidung mehr Profit bringt, landen selbst intakte Flaschen im Müllcontainer anstatt wieder befüllt zu werden.

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