Mittwoch, 22. Oktober 2008

Ausgeprägtes territoriales Verhalten zwischen Tümmlern und Streifendelfinen

 

Mare Liguria, 43°38.184’ N / 10°11.819’N

20.08.2008 20:0320:45

SSW, F2, 12m

5.5kn, 355°

 

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen organisiert die Crew von Green-Ocean Marine Services im Seegebiet des toskanischen Inselmeers Forschungsfahrten mit Delfin- und Walbeobachtungen. Dabei werden auch Umweltdaten erfasst, Wasserproben analysiert und magnetische und topografische Vermessungen durchgeführt. Bei einer planmäßig durchgeführten Delfinbeobachtungsfahrt vor der Küste der Toskana wurden wir Zeuge einer außergewöhnlich gewaltsamen Revierübernahme durch eine kleine Gruppe Tümmler.

 

Am Abend des 20. August 2008 segelten wir auf dem Forschungsboot MS Thales in nördlicher Richtung vor der Küste der Toskana. Um 20:03 Uhr nährte sich, aus südlicher Richtung, dem Boot eine Gruppe von, bisher nicht beobachteten, Tümmler. Die Gruppe Tümmler setzte sich zusammen aus einem Weibchen und 4 Männchen. Alle Tiere wurden zwischen 3 und 4 Jahre geschätzt.

 

Die Tümmler schwammen abwechselnd in der Bugwelle der MS Thales. Sofort auffallend war, das ausgeprägte Konkurrenzverhalten der Jungtiere – sie versuchten sich gegenseitig aus der Bugwelle zu stoßen, um selbst vom Schiff vorangetrieben zu werden.

 

Nach 12 Minuten entfernte sich die Gruppe wieder vom Boot und schwamm in nordöstlicher Richtung.

 

Gleichzeitig sichteten wir eine, uns bekannte, Schule Streifendelfine in einer Entfernung von ca. 2 Nm, nördlich vom Boot. Die Schule setzte sich aus 28 Tieren gemischten Alters und Geschlechts zusammen. Ebenfalls in der Schule befanden sich 3 Weibchen mit jeweils einem Kalb dieser Saison. Da sich die Gruppe schnell auf uns zu bewegte konnten wir, über das Bordsonar, UW-Kamera und UW-Mikrophon, wir die Streifendelfine noch kurz bei der Jagd auf Mittelmeermakrelen beobachten.

 

Innerhalb weniger Minuten bewegten sich auch die Tümmler in gerader Richtung auf die Gruppe Streifendelfine zu. 2 männliche Tümmler gingen sofort in einen heftigen Angriff auf die Streifendelfine über. Die beiden Tümmler näherten sich ihren Opfern tief, in Grundnähe, schwimmend. Dann stiegen sie in steilem Winkel auf und die beiden Streifendelfine wurden von unten her in die Lungen gerammt. Der Aufprall war so kräftig, dass die beiden getroffenen Streifendelfine über einen Meter aus dem Wasser geschleudert wurden.

Die Begegnung resultiere für die Streifendelfine in starke Verletzungen. Die Gruppe der Streifendelfine versuchte sich nun den beiden Opfern zu nähern, wurde aber sofort von der gesamten Gruppe Tümmler angegriffen.

Die Streifendelfine konnten dem forcierten Angriff der Tümmler nichts entgegensetzen und wurden binnen weniger Minuten in die Flucht geschlagen. Die beiden verletzten Artgenossen mussten sie zurück lassen.

 

Die Tümmler kehrten zu den beiden verletzten Streifendelfinen zurück und rammten sie noch mehrmals. Ein Delfin versank in die Tiefe und konnte nicht mehr geortet werden, der Zweite, männliche Streifendelfin wurde später tot geborgen.

Über die nächsten Tage suchten wir das Gebiet wiederholt nach beiden Gruppen ab. Die Tümmler sind immer noch in dem, ehemaligen Territorium der Streifendelfine geblieben und haben dies übernommen. Diese Stelle befindet sich westlich der Arnomündung und ist wegen dem Fischreichtum bei Fischern und Delfinen gleichermaßen beliebt.

 

Die Streifendelfine sind in ein weniger fischreiches Gebiet ca. 8 NM nördlich abgewandert.

 

© GOMS 2008

 

 

 

 

 

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